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Selbstverwaltung für die indigenen Völker Boliviens

altAus der Zeitschrift "Share international"/September-Ausgabe:

Eine Änderung der bolivianischen Verfassung gewährt den Ureinwohnern des Landes nun Autonomie und wird daher von vielen als ein globaler Meilenstein auf dem Weg der Menschenrechte und der ethnischen Gleichberechtigung gesehen.
Der bolivianische Präsident Evo Morales - der erste Präsident indigener Abstammung auf diesem Kontinent - setzt sich seit langem für die Rechte der indigenen Bevölkerung seines Landes ein. Die seit dem spanischen Eroberungsfeldzug vor 500 Jahren benachteiligte Urbevölkerung, die erst 1952 das Wahlrecht erhielt, bildet die große Mehrheit der Armen im ärmsten Land Südamerikas.
Das Gesetz, gegen das sich die europäisch-stämmige Elite des Landes vehement wehrte, trat nach einem bei Verfassungsänderungen vorgeschriebenen Referendum im Februar 2009 in Kraft. Kernstück der 411 Artikel zählenden, neuen bolivianischen Verfassung ist ein ganzer Abschnitt, der die Rechte der Ureinwohner und die "Entkolonialisierung" der bolivianischen Gesellschaft regelt.
Neben vielen anderen neuen Rechten erkennt die Verfassungsurkunde 36 indigene Volksgruppen an, denen sie einen Sitz im Kongreß garantiert, sie erklärt "indigene" Gebiete zu einer der vier neuen, dezentralen autonomen Staatsgebietskategorien, sie stellt indigene Rechtssysteme dem bestehenden Rechtssystem gleich und garantiert Religionsfreiheit, indem nun auch Pachamama, der Erdgott der Anden, als dem christlichen Gott gleichwertig anerkannt wird.
Weitere wichtige Verfassungsänderungen bedeuten: Richter werden gewählt, statt wie bisher durch den Kongress ernannt; der Staat hat die Verfügungsgewalt  über die reichen Erdgasvorkommen des Landes; und privater Landerwerb wird auf maximal 5000 Hektar begrenzt.
Trotz heftiger Kritik der Opposition wurde die neue Verfassung von bolivianischen Bürgern und indigenen Gemeinschaften mit überwältigender Mehrheit begrüßt und gefeiert. "Mit meiner bescheidenen Stimme kann ich jetzt meinen Kindern ein klein wenig Hoffnung geben", meinte der Bauarbeiter Ismael Pocoaca, der in den Slums der Hauptstadt La Paz seine Stimme abgab. "Endlich erobern wir uns unsere Würde zurück", sagte die Seifenverkäuferin Maria Laure, die ebenfalls für die neue Verfassung stimmte. Für Flaviano Iglesias, Koordinator der indigenen Völker in Panama, bedeutet das Gesetz "das Ende der Abhängigkeit".
"Die erfolgreiche Referendumspraxis Boliviens ist ein Präzedenzfall für die Selbstbestimmung der indigenen Völker weltweit", sagte Robert Albro, ein an der American University in Washington tätiger Experte für soziale und indigene Bewegungen in Lateinamerika. "Das ist ein wirklich unglaublicher Moment in der Gesellschaft Boliviens."
(Quellen: El Pais, Spanien; La Jordana, Bolivien; BBC Großbritannien; csmonitor.com)

Das Team Tageschance freut sich über diese wunderbare Nachricht! Es wäre schön, wenn das Beispiel in Lateinamerika vielleicht auch eines Tages in der USA Schule machen würde.

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