Laotses tageschance Nr. 13



Laotses tageschance Nr. 13

13. Abscheu vor Beschämung

Gnade ist beschämend durch die Furcht.
Ehre ist ein großes Übel durch das Ich.
(Was heißt das: "Gnade ist beschämend durch die Furcht"?
Gnade ist etwas Erniedrigendes;
bekommt man sie, so muß man sich wie fürchten,
verliert man sie, so muß man sich wie fürchten.
Das heißt: "Gnade ist beschämend durch die Furcht."
Was heißt das: "Ehre ist ein großes Übel durch das Ich"?
Der Grund, warum ich großes Übel erfahre, ist,
daß ich ein Ich habe.
Wenn ich kein Ich habe,
welches Übel gibt es dann noch?)
Darum: Wer in seinem Ich die Welt ehrt,
dem kann man wohl die Welt anvertrauen.
Wer in seinem Ich die Welt liebt,
dem kann man wohl die Welt übergeben.



(Quelle: „Laotse  - Tao te king“, das Buch des Alten vom Sinn des Lebens, aus dem Chinesischen ins Deutsche übertragen und erläutert von Richard Wilhelm, atmosphären-Verlag)

Auf dem Klappentext des Büchleins über Laotse ist folgendes zu lesen:

„Laotse ist der berühmteste Vertreter des Taoismus. Sein „Tao te king“ ist das Herzstück der taoistischen Literatur und die höchste Form menschlicher Weisheit. Es ist der Schlüssel zum Sinn und zum Leben für alle Menschen, die nach Wahrheit streben.
Hier ist Richard Wilhelms epochale Übersetzung des chinesischen Texts ins Deutsche, wie er sie zum ersten Mal 1911 veröffentlicht hat.“

Und weiter:

„Der Leser des Tao te king trifft auf uralte Worte, zum Teil auf verschlüsselte Sprache. Doch es sind Worte, die etwas erahnen lassen möchten, was weit über alle Worte hinausgeht – nämlich die Ebene des Tao: das tiefste Geheimnis und die höchste Wirklichkeit, die wahre Stille und ewige Dauer.“   Martina Darga