Interview mit Ringo zur Bundestagswahl 2013

Die tageschance hat sich die Zeit genommen, ein Interview mit Ringo zu führen über die Bundestagswahl 2013. Als RASTAFARI und Weltbürger pflegt er die Tradition des Rastas, der sich für die Weltpolitik interessiert und seine Meinung dazu äußert Immer wieder hat er sich zu den brennenden Fragen der Zeit auf myspace und in der tageschance zu Wort gemeldet. Er ist mehr als nur ein informierter und interessiert Bürger. Man kann sagen: Er mischt sich ein, denn seine Philosophie lautet: Wer Kritik ausübt, sollte Lösungen mitbringen.

Wir zitieren den Wortlaut dieses Interviews.

Die Fragen wurden gestellt von Juliane Meyer für die tageschance.

Frage: Viele bezeichnen diesen Wahlkampf als langweilig, und ein Drittel der deutschen Bevölkerung will erst gar nicht ihr Wahlrecht wahrnehmen. Ist das alles Ausdruck einer allgemeinen Wahlmüdigkeit, weil sich das Volk von ihren Vertretern im Bundestag und im Bundesrat nicht mehr vertreten fühlt?

Antwort. Wenn ich meine freie Meinung äußern darf, würde ich sagen: Der Wahlkampf ist keineswegs langweilig, sondern sehr lebendig. Ich glaube, viele Menschen fühlen sich enttäuscht über die Politik, die in den letzten vier Jahren in Deutschland betrieben worden ist. Die Menschen benötigen Transparenz.

Frage: In welchen Themenbereichen denn?

Antwort: In der NSA-Debatte, in der Umweltpolitik (in Sachen Energie-Wende), im Wirtschafts- und Finanzwesen, in der Sozial- und Infrastruktur, als auch in der Außenpolitik.

Frage: Aber reicht das aus für diejenigen in der Gesellschaft, die sich – so eine gerade erschienene Studie – überhaupt nicht für Politik interessieren und sowieso denken: die da oben machen, was sie wollen, ob ich wählen gehe oder nicht, das ist doch egal! Die Demokratie ist eine hart erkämpfte Errungenschaft, viele Völker würden sich freuen, wählen zu dürfen, hier aber wird resigniert – wie kann man diese resignierten Nichtwähler wieder interessieren?

Antwort: Diese Resignation hat eine Minderheit ergriffen. Diese Minderheit gibt es in jeder Gesellschaftsschichten, jedoch wir sehen, dass sich eine Mehrheit an diesen Wahlen beteiligt. Wie man die enttäuschten Nichtwähler zurückgewinnen kann, das hängt zusammen mit der Bereitschaft der Politiker und dem wahrhaftigen Interesse am Wohlergehen der Bevölkerung. Wenn Angela Merkel in einem Interview vor laufender Kamera sagt, dass das, was vor den Wahlen im Wahlkampf gesagt wurde, nach den Wahlen nicht mehr gilt, dann fragt man sich: Wo bleibt die Bereitschaft für Transparenz und Wahrheit? Das ärgert einen Teil der Minderheit der Nichtwähler sowohl die Wähler selbst, weil sie wissen, dass das wahr ist. Die Unwissenden, die sich nie für Politik interessiert haben, würden Angela Merkel wahrscheinlich für ein Top-Model oder eine Moderatorin halten, wenn sie gefragt würden.

Frage: Könnten Sie sich denn einen Kanzler Peer Steinbrück besser vorstellen als eine Kanzlerin Merkel, was könnte die SPD für Kursänderungen in Deutschland vornehmen, würde sich sichtbar etwas ändern, wenn Peer Steinbrück Kanzler würde am kommenden Sonntag?

Antwort: Ich plädierte, als ich in myspace und auf der tageschance schrieb, für eine große Koalition, denn eine SPD unter der Kanzlerschaft von Steinbrück oder eine CDU unter der Kanzlerschaft von Angela Merkel allein kann es nicht schaffen, sondern nur gemeinsam.

Wenn die SPD allein regieren würde, würde die CDU sie blockieren und umgekehrt. Ich glaube, Peer Steinbrück würde ein guter Kanzler sein, denn ich glaube, er weiß sich durch seine vorherige Tätigkeit als Finanzminister zu bewegen und zu handeln auf dem internationalen Parkett. Angela Merkel weiß das ebenfalls, doch sie hatte acht Jahre, dies vorzuführen als Kanzlerin. Trotzdem wäre es interessant zu wissen, wie Peer Steinbrück das gestaltet, obwohl es keinen Platz gibt für Experimente, die nicht mit Ernsthaftigkeit angegangen werden.

Ich persönlich glaube, dass eine Wende durch die SPD in der Regierung erzielt werden kann, denn es gibt viele Baustellen, die von der Schwarz/Gelben Regierung liegengelassen wurden, die momentan schlafen (Energie-Wende, flächendeckender Mindestlohn, Bildung, Infrastruktur: marode Straßen, kaputte Schienennetze, Pleite-Kommunen, zerfallende Gebäude) . Dies könnte durch und mit der SPD umgesetzt werden.

Frage: Nun wird keine der großen Parteien allein regieren können. Die FDP will auch nach der Wahl eine Koalition mit der CDU/CSU eingehen, die GRÜNEN haben sich auf Rot-Grün festgelegt. Welche Rolle werden die FDP, die GRÜNEN und auch die LINKE und die Piraten nach der Wahl Ihrer Meinung nach spielen? Gibt es einen Trend hin zu immer mehr kleinen Parteien, ähnlich wie zur Zeit der Weimarer Republik, als es Dutzende Splitterparteien gab, die zur Wahl antraten. Diese Weimarer Republik wurde durch die schrecklichste Diktatur aller Zeiten abgelöst. Kann sich so etwas wiederholen hier in Deutschland?

Antwort: Wir sehen momentan, dass viele kleine Parteien sich bilden. Das ist erlaubt in einer Demokratie, doch viele von diesen kleinen Parteien haben nicht die Kompetenz, sich durchzusetzen. Was da in der Weimarer Republik stattfand, ist vergleichbar mit der Entwicklung in vielen skandinavischen Ländern heute, wo die Rechten an die Macht kommen. Dies wird nicht mehr in Deutschland geschehen, da Deutschland aus dieser Geschichte gelernt hat...

Frage: Was ist aber mit der NPD z. B., die hierzulande immer noch antreten darf. Bei einer kürzlichen Wahlprognose der ARD, bekamen die „Anderen“ neben den Piraten um die 10% aller Stimmen. Ist das nicht unglaublich viel, wenn man z.B die ausländerfeindliche Stimmung vieler Deutscher beobachtet, wenn ein Asylbewerberheim in ihrer Wohngegend errichtet werden soll (wie in Berlin)?

Antwort: Ja, das sind Problemzonen, die ohne Vorankündigung, ohne Absprache mit der Bevölkerung umgesetzt wurden, z.B. dieses Asylbewerberheim in Berlin. Die Bevölkerung wird immer wieder vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne vorher einen Repräsentanten der zuständigen Behörde und des Bezirks zu sehen, der sie über das Vorhaben in Kenntnis setzt. Das müsste man im Sinne der Integration ganz bald ändern.

Zu den 10%, den „Anderen“: Das ist die Prozentzahl derer, die verteilt sind unter den kleinen Parteien, die versuchen, Fuß zu fassen. Die NPD gehört zu diesen kleinen Parteien, und selbst wenn sie verboten werden sollte, besteht die Tatsache, dass sie immer ihre Anhänger haben werden, und vielleicht sind sie dafür gut, um zu demonstrieren, dass ihre Intoleranz und Ignoranz nicht geduldet werden sollte von der Mehrheit der Bevölkerung.

Deutschland ist ein Integrations-Neuland, dessen Türen offen sind für alle die, die bereit sind, dem Wohlergehen der Allgemeinheit zu dienen.

Frage: Wird die FDP im nächsten Bundestag oder gar in einer Koalitionsregierung mit der CDU/CSU vertreten sein oder hat sie die Wählergunst ihrer Klientel endgültig verspielt?

Was ist mit den GRÜNEN, haben sie womöglich deshalb sinkende Umfrage-Werte, weil sie sich nicht klar genug gegenüber den SPD-Themen abgrenzen können?

Schwarz-gelb oder rot-grün, der Wähler hat's in der Hand, oder wird der Wähler manipuliert und eingelullt von Medien und Politik?

Antwort: Zu der ersten Frage: das kann ich nicht voraussagen, ob die FDP weiter mitregieren kann, das hängt von den Bürgern ab, aber die Leute, die die FDP wählten und für sie warben, wurden enttäuscht in den letzten vier Jahren. Nichts von dem, was sie versprochen haben, wurde umgesetzt, und sie haben die Union immer wieder blockiert, was zu diesem Stillstand geführt hat.

Frage: Inwiefern?

Antwort: Ich habe nie verstanden, welches Amt z.B. Philipp Rösler bekleidete, denn er spielte den Gesundheitsminister, den Wirtschaftsminister, den Vizekanzler und schließlich Umweltminister. Sein Interesse ist ein persönliches Interesse und nicht das der Bevölkerung oder der Gesellschaft. Durch seine Blockaden wurde die Energie-Wende nicht umgesetzt, dafür musste Röttgen fliegen und Altmeier hat nichts zu sagen, 20.000 Schlecker-Frauen blieben auf der Strecke, unsere innovative Solar-Industrie wurde von Rösler zerstört und vergeben an China (was zu vielen Schließungen und dem Verlust von Arbeitsplätzen in diesem Bereich führte), und unsere Krankenhäuser und das Gesundheitswesen wurde finanziell vernachlässigt.

Westerwelle bemüht sich, nachdem er gemerkt hat, was für Fehler er begangen hat. Dies kann ich nicht behaupten von Philipp Rösler, denn er begeht weiterhin seine Fehler. Meiner Meinung nach sollte die FDP nicht mehr mitregieren.

Zu den GRÜNEN: Ich glaube, dass die GRÜNEN ihre großen Themen (Klimaschutz, Energie-Wende und Integration) in diesem Wahlkampf nicht ausgespielt haben, sondern sich mit Kleinigkeiten wie z.B. dem Veggie-Day befasst haben, nicht das es keine Rolle spielt, wie man sich richtig ernährt, doch für viele ist es momentan uninteressant . Anderes kommt dazu: die Themen, die die GRÜNEN aus der Vergangenheit heute einholen, wie z.B. die Pädophilie-Aussagen, schaden ihren Umfrage-Werten.

Zur dritten Frage: Ich glaube durchaus, dass die Medien eine bestimmte Rolle zugunsten der ein oder anderen Partei spielen, doch die Wähler sind letzten Endes entscheidend.

Frage: Wie sehen sie die LINKE, und welche Rolle werden sie nach der Wahl spielen?

Antwort: Die LINKE ist in zwei Teile aufgeteilt. Der erste ist der kommunistische Teil, und der zweite ist der sozialistische Teil. Es gibt keine richtige Basis der Einheit, auf der sie die Mehrheit der Wähler überzeugen könnte, doch ich liebe Gysi und Sarah Wagenknecht., und die LINKE gehört meiner Meinung nach in den Bundestag.

Frage: und die Piraten?

Antwort: und die Piraten? Die Piraten haben kein Konzept, das Ihnen eine solide Basis bietet. Das ist eine Voraussetzung zum Scheitern.

Frage: Was halten Sie von der NSA-Affäre, und wie wichtig ist sie bei der Bundestagswahl?

Antwort: Spätestens nachdem Snowden sein Wissen über die NSA veröffentlicht hat, sind die Menschen wach geworden, dass es doch eine Tatsache ist, dass wir alle überwacht und abgehört werden, aber hat Hollywood uns dies nicht vorgestellt z.B. in dem Film „Staatsfeind Nr. 1“ mit Will Smith und Larry Hagman?

War es nicht China, das im Jahre 2006 zur Zeit der Weltmeisterschaft in Deutschland in die Computer der Bundesregierung eindrang und sich dabei Daten über die Deutsche Bundesbahn aneignete, bis die Regierung sie bei dieser Tätigkeit erwischt hat?

Schon damals wussten wir, dass Spionage und Überwachung stattfindet unter uns.

Frage: Aber wir wussten nicht, dass wir flächendeckend durchleuchtet werden, wie sich jetzt herausgestellt hat?

Antwort: China hat Satelliten. Russland, USA, Japan, fast alle Nationen haben Satelliten und können von dort aus Überwachungen durchführen. Diese Länder sind es, die die Computer und Handywelt herstellen, und all diese Geräte laufen über diese Satelliten.

Frage: Als einzige Tat der Aufklärung hat Frau Merkel ein einziges Mal Innenminister Friedrich in die USA geschickt. Das hat ihr gereicht, aber reicht ein solches Maß an „Aufklärung“ auch dem deutschen Bürger? Was müsste für eine Politik betrieben werden nach der Wahl, um die Privatinteressen und den Datenschutz deutscher Bürger zu gewährleisten?

Antwort: Versprechungen können gegeben werden, aber ob das die absolute Sicherheit der Bevölkerung gewährt, ist fraglich. Was ich zu sagen habe, das sage ich öffentlich, und jeder kann und darf es lesen.

Frage: Und was ist mit Ihren privaten Telefonaten und privaten e-mails? Ist es Ihnen egal, ob „die da“ wissen, wo sie einkaufen, mit wem sie sich wann treffen oder unter welcher Erkrankung sie womöglich gerade leiden.? Ist das ein Zustand, der sich nicht mehr ändern lässt? Ein Status Quo?

Antwort: Ich versuche, mich damit abzufinden, da ich weiß, ich lebe in einem Überwachungsstaat, wo alles mechanisch geregelt ist. Die Menschheit muss davon ausgehen, dass in einer nicht so fernen Zukunft die Gedanken jedes Einzelnen lesbar sind durch seinen Nächsten. Es wäre wie die Fähigkeit zur Telepathie. Daher wird es überflüssig sein, Geheimnisse zu haben oder zu lügen, da dies durchschaut würde.

Frage: Woher wissen Sie das, dass die Entwicklung in diese Richtung geht?

Antwort: Dieses Wissen wurde uns übergeben von den Meistern der Weisheit und Benjamin Creme (www.share-international.org) und dessen Meister, doch es ist ein logischer Evolutionsprozess, der stattfinden wird.

Frage: Wer hat Ihrer Meinung nach das Zeug zum fraktionsübergreifend anerkannten Außenminister nach den Wahlen am Sonntag?

Antwort: Frank Steinmeyer

Frage: Warum?

Antwort: Er hätte die Fachkompetenz, fruchtbare Verhandlungen durchzuführen. Das hat er schon bewiesen.

Frage: Europa gehört nicht den Deutschen – so stand es kürzlich auf einem Plakat zum Thema auf dem Sender euro-news. Wer ist für Europa besser: die Kanzlerin, die mit harter Hand Griechenland und den anderen betroffenen Südländern ein Opfer nach dem anderen abringt, damit sie ihre Schulden begleichen oder Peer Steinbrück, mit dem ein klarer Schuldenschnitt für Griechenland beispielsweise eher machbar wäre, auch wenn das den deutschen Steuerzahler ärgern könnte. Wie viel Solidarität mit den Südländern muss sein, um den Euro langfristig wieder stark zu machen?

Antwort: Sei es Angela Merkel oder Steinbrück – sie müssen konsequent sein in allen Verhandlungen, da es nicht Deutschlands Schuld ist, die diese Länder in eine Krise geführt haben, sondern sie sich selbst. Wenn wir Italien betrachten, dann sehen wir, dass ein Großteil der Bürger nie richtig Steuern bezahlt haben, weil sie nie auf Lohnsteuerkarte arbeiteten oder eine Krankenversicherung hatten. Als die Krise eintrat und die Arbeitslosigkeit stieg, hatten diese Arbeitslosen keine Rücklage und keine Möglichkeit, eine freie und fürsorgliche Krankenpflege einzufordern. Dasselbe gilt für Spanien, Griechenland und andere südeuropäische Länder. Wenn wir reiche griechische Reeder sagen hören, dass es nicht in frage kommt, dass sie dem Staat Steuern zahlen, dann sind das Milliarden, die dem griechischen Staat „flöten“ gehen.

Der Immobiliensektor in Spanien wurde auf einer Blase aufgebaut, die plötzlich platzte, als die Krise eintrat. Das setzte die Bevölkerung ins Chaos. Außerdem ist die Bildungspolitik dieser Länder schwach ausgeprägt und benötigt Reformen.

Frage: Aber erst kam doch die Bankenkrise, die Staaten retteten die Banken mit einer Menge Geld, jetzt sind die Staaten selbst betroffen, woher soll jetzt Hilfe kommen? Etwa von den Banken?

Antwort: Natürlich müssen die Banken ihre Schulden an die Staaten zurückzahlen, denn das ist das Geld des Steuerzahlers. Wie dies zurück gezahlt werden könnte, hängt davon ab, welche Transaktionsmethode verwendet wird, bspw. Die Banken könnten marode Straßen reparieren oder Gebäude sanieren im Auftrag der Bundesregierung.

Frage: Warum sollten ausgerechnet Banker, die sich alles Geld abschöpfen auch noch freiwillig Geld in die Gesellschaft geben. Ist das nicht total illusorisch?

Antwort: Keineswegs, denn vorher muss die Politik die Richtung vorgeben, und ich glaube, Peer Steinbrück ist in dieser Frage konsequenter als Frau Merkel.

Frage: Frau Merkel hat sich dahingehend geäußert, dass die Bundesregierung jetzt auch annimmt, der Giftgasangriff auf die Bevölkerung in Syrien ist vom Assad-Regime befohlen worden. Was für eine Haltung sollte eine zukünftige Kanzlerin oder ein zukünftiger Kanzler in dieser Frage einnehmen?

Antwort: Diese Frage gehört sowohl zur nationalen Sicherheit, als auch zum internationalen Abkommen der Vereinten Nationen über Giftgas. Die Bereitschaft der Bundesregierung, Gelder zu geben für die Vernichtung von dem Giftgas Syriens ist schon eine große Geste des deutschen Staates, doch ich denke, dass Assad die Entsorgung seines eigenen Mülls selbst finanzieren sollte oder sich zumindest an der Finanzierung mit 50% beteiligen sollte. Wenn das Assad-Regime Milliarden an Russland für neue Rüstung ausgeben kann, kann er auch einen Teil dieses Geldes für diesen Zweck verwenden und nicht hoffen, dass die USA und andere Länder das für ihn übernehmen.

Deutschland – wohl wissend, was Giftgas im Holocaust angerichtet hat – muss konsequent sein am Verhandlungstisch mit Syrien. Ich sage „Nein“ zum Krieg, da der nur mehr Chaos verursachen würde, doch die Kanzlerin oder der Kanzler muss hart bleiben.

Frage: Im letzten Drittel des Interviews mit Ihnen würde ich gerne einige Themenkomplexe ansprechen, die in diesem Bundestagswahlkampf kaum thematisiert, geschweige denn polarisiert wurden und die dennoch für die Entwicklung Deutschlands von größter Wichtigkeit sind. Wir bitten um Ihre Meinung, so prägnant und pointiert wie möglich, wenn schon die Parteien im Wahlkampf Schwung vermissen lassen:

Thema Energie-Wende:

Frage: Werden es die erneuerbaren Energien je ins deutsche Stromnetz schaffen, so lange an der Nordsee Windparks gebaut werden und gleichzeitig 1000de von Masten fehlen, die die süddeutsche Bevölkerung mit Strom aus dem Norden versorgen könnten. Wer hat da gepatzt?

Antwort: Man kann vieles tot reden und Bürokratie ist ein Instrument, das viele anwenden, um Blockaden zu setzen und Hindernisse auf den Weg zu stellen. Es ist evident, dass diese Energie-Wende möglich ist, es benötigt nur die Bereitschaft der Bevölkerung, als auch der Politik und der Industrie, das umzusetzen.

Die Windparks sind schon vorhanden. Es benötigt nur ein konkretes Konzept für die Verlegung der Masten oder unterirdische Leitungen, wie es in England praktiziert wird, das der Bevölkerung vorgelegt werden könnte mit überzeugenden Argumenten für dieses Vorhaben. Wir dürfen nicht vernachlässigen, dass die Bürger während dieses Prozesses ent- und nicht belastet werden sollten.

Thema Renten/Pflege/Altersarmut:

Frage: Wenige junge Menschen müssen für immer mehr ältere Menschen Rente zahlen. Schon jetzt leben viele alte Menschen in Armut oder werden aufs ungenügend betreute Pflegegleis in überfüllte Altenheime gesteckt. Ist das eine unwürdige Situation, wie können wir für sichere Renten und gute Pflege sorgen in unserer Gesellschaft?

Antwort: Natürlich ist das ein Übermaß an Würdelosigkeit. Die Krankenkassen haben in den letzten zwei Jahren Überschüsse gewonnen durch die Beiträge, die bezahlt wurden, die in die Milliarden gehen. Vorgeschlagen hat die tageschance vor über einem Jahr, dieses wieder in die Krankenhäuser und das Gesundheitswesen zu investieren. Mit so einer Summe könnten bessere Bedingungen hergestellt werden für die Betroffenen. Zur Rente: die Beiträge, die die Leute bekommen, sind nur eine kleine Geste der Regierung, die wesentlich höher ausfallen könnte. Denn, wenn ich höre, was für Steuereinnahmen der Staat einnimmt, frage ich mich, wo dieses Geld bleibt oder wo es versickert. Das Problem mit den jungen Leuten beruht auf dem einfachen Fakt, dass nicht genügend Perspektiven angeboten werden und die, die angeboten werden, sind oft mit veralteten Lehrmethoden verbunden, die die Jugendlichen von heute jedenfalls nicht erreichen.

Um die wenigen jungen Leute zu entlasten, die für immer mehr Alte zahlen, können wir die 10 Euro pro Quartal beim Arztbesuch wiedereinführen, und den Ertrag verpflichtend in die Bereiche Rente und Altenpflege leiten, anstatt sie den Krankenkassen zu schenken.

Ein anderer Vorschlag wäre, den Solidaritätsbeitrag aufzuteilen für solch einen Zweck.

Thema: Kinderarmut/Hartz IV-Sätze

Frage: 100.000de Kinder leben in Deutschland unterhalb der Armutsgrenze, die Hartz-IV-Sätze sind so niedrig, dass sich alleinerziehende Mütter im letzten Drittel des Monats fragen, was sie ihren Kindern zu essen geben sollen. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft weiter auf als je. Was kann man dagegen unternehmen?

Antwort: Die Ressourcen müssen gerechter verteilt werden. Wenn die Bürgerinnen und Bürger die Bereitschaft entwickelt haben, jeweils z.B ein oder zwei allein erziehende Mütter als Paten aufzunehmen und sie zu versorgen: das wäre eine Nächstenliebe, die in der Tat die Armut beseitigen könnte, es ist ein großes Attribut des Prinzips des Teilens. Ein flächendeckendes Grundeinkommen ist auch eine Möglichkeit, die Armut zu bekämpfen. Dies könnte finanziert werden durch den Vorschlag der GRÜNEN, der besagt, die Besserverdienenden höher zu besteuern. Es gibt genügend Reiche in Deutschland, die dies ermöglichen könnten. Diese Gelder, die den Armen zugute kommen würden, könnten den Binnenmarkt beflügeln, stärken und letzten Endes den Reichen ihr Geld durch Verkauf ihrer Produkte im Inland wiederbeschaffen. Wir müssen das Prinzip des Teilens langsam in unserer Gesellschaft etablieren.

Thema Mindestlohn

Frage: Wie hoch sollte ein flächendeckender Mindestlohn sein, damit die Arbeitnehmer im Niedriglohn-Sektor klar kommen können?

Antwort: Wenn wir berechnen, was die Bürger an Miete, Strom, Nebenkosten, Medikamenten, Benzinkosten, Auto-Reparaturen und Nahrung ausgeben, dann können 8,50 nicht genug sein für einen normalen Arbeiter. 10 Euro ist der Mindestlohn, den ein Vater einer dreiköpfigen Familie benötigt, um diese Rechnungen begleichen zu können. Freizeitaktivitäten, Bekleidung oder Urlaub sind gar nicht mitgerechnet. Man benötigt sogar mehr als 10 Euro, um eine normale Rente zu bekommen.Wir müssen unsere Gier zügeln.

Abschließend noch drei Fragen, zwei davon zu den Kandidaten um das Amt des zukünftigen Kanzlers:

Frage: Was haben Sie für einen Rat an Peer Steinbrück?

Antwort: Nie zuvor habe ich die SPD so dynamisch, so jung und so euphorisch gesehen!

Falls sie die Wahl gewinnt, muss die Partei weiter diesen Kurs halten für die bessere Welt und eine bessere Gesellschaft, von der sie sprechen. Falls es zu einer großen Koalition kommt, sollte die SPD kompromissbereit sein, denn es geht nicht um ihr persönliches Interesse, sondern um das Wohlergehen des Landes. In der heutigen Zeit ist es nötig, zuhören zu können, was das Volk Ihnen rät, lieber Peer Steinbrück Ansonsten weiter so: Auf in den Kampf, und viel Glück!

Frage: Was haben Sie für einen Rat an Angela Merkel?

Antwort: Obwohl wir nicht immer einer Meinung waren, waren Sie doch immer meine Königin. Falls Sie gewinnen, Frau Merkel, müssen Sie endlich die Baustellen aufräumen, die sich über die Zeit angehäuft haben, sonst müssen andere das für Sie machen, und das wäre nicht korrekt.

Falls es zu einer großen Koalition kommt, dann nehmen Sie die Hand der SPD, und setzen Sie einen Kurs auf das neue integrative, innovative und kreative Deutschland. Also auch Ihnen: Auf in den Kampf, und viel Glück!

Frage: Kommen wir zur letzten Frage: Obwohl es sich am Sonntag um eine freie und geheime Wahl handelt, würden Sie uns verraten, wem Sie Ihre Erst- und Zweitstimme geben und warum?

Außerdem würden wir gerne wissen, wie wichtig für Sie das Wahlrecht ist – ein chinesischer Schriftsteller sagte heute in der Sendung Kulturzeit auf 3sat: er könne die Nichtwähler in Deutschland nicht verstehen. 1,3 Milliarden Chinesen würden sich wünschen, nur einmal frei und geheim aus unterschiedlichen Möglichkeiten wählen zu können. Was sagen Sie dazu?

Antwort: Wenn ich Ihnen sagen würde, was ich wähle, ist das nicht mehr geheim – nur ein Scherz. Spaß beiseite: Meine beiden Stimmen verteile ich unter der CDU und der SPD. Ich gebe meine Stimme schwarz-rot, weil ich glaube, dass in weiteren vier Jahren schwarz-gelb noch mehr Baustellen angehäuft werden. Ich glaube außerdem, dass eine große Koalition 90% der Bevölkerung besser vertreten würde als die großen Blöcke es alleine könnten.

Wählen zu dürfen ist ein göttliches Privileg in unserer westlichen demokratischen Zivilisation. Wenn 1,3 Mrd. Menschen in China nicht wählen dürfen, ist das ein Beweis für die Angst der Regierung gegenüber der Bevölkerung. Es ist eine Manipulation der freien geistigen Entscheidung und Entwicklung eines jeden einzelnen Individuums in China und sonst wo, wo das stattfindet.

Zu den Nichtwählern hierzulande: Manchmal können uns Enttäuschungen verwirren, sodass wir resignieren. Die, die wählen können unter den Nichtwählern, sollten sich beteiligen an der Gestaltung unseres Landes mit ihren Stimmen.

Beteiligt euch an der Wahl, denn wie „Jesus“ neulich sagte: Es gibt kein Macht, außer der Macht des Volkes, da die Macht des Volkes kein Ende nimmt!

Juliane Meyer für die Tageschance: Ringo, ich danke Ihnen für das interessante und aufschlussreiche Interview kurz vor den Wahlen!

Ringo: Es war mir eine große Ehre, mich zu diesem großen Ereignis äußern zu dürfen. Danke.

Namaskar JAH Love