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Umwelt

Greenpeace: Gentechnik im Essen? Nein danke, Verbraucherschutz geht vor!

Greenpeace meldet:

Gentechnik im Essen? Nein danke, Verbraucherschutz geht vor!


15.06.2012,
veröffentlicht von
Christina Hofmeister

Die EU-Kommission plant, die Verunreinigung von Lebensmitteln mit nicht zugelassenen Gen-Pflanzen zu erlauben. Wieso ist es so schwer, sich gegen die EU durchzusetzen? Und wie steht eigentlich die deutsche Lebensmittelindustrie zu dem Thema? Diese und weitere Fragen beantwortet Alexander Hissting, Leiter der Geschäftsstelle des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) e.V. im Interview.
Leiter der Geschäftsstelle des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) e.V.

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Leiter der Geschäftsstelle des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) e.V.
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Redaktion: Die Nulltoleranz für Spuren illegaler genmanipulierter Stoffe in Lebensmitteln wird möglicherweise gekippt. Was bedeutet das für den Verbraucher?

Alexander Hissting: Damit werden Anteile von gentechnisch veränderten Pflanzen bis zu 0,1 Prozent in Lebensmitteln toleriert, obwohl sie in Europa nicht abschließend auf ihre Sicherheit geprüft wurden. Das ist ein Bruch mit dem Vorsorgeprinzip. Selbst die USA haben eine Nulltoleranz für nicht zugelassene GV-Pflanzen.

An die Toleranz der Verunreinigungen sind neben der Begrenzung auf die Höhe von max. 0,1 Prozent noch weitere Bedingungen geknüpft. Die Pflanzen müssen in dem Ursprungsland eine Genehmigung haben und in der EU muss seit drei Monaten ein Zulassungsantrag vorliegen.

Redaktion: Was kann man als Verbraucher tun, um sicherzugehen, dass man kein Gen-Food kauft?

Alexander Hissting: Sowohl Bio-Produkte, als auch Lebensmittel mit der Ohne Gentechnik-Kennzeichnung sind für Verbraucher, die auf Gentechnik im Essen verzichten wollen, eine gute Alternative. Bei beiden Systemen erstreckt sich der Gentechnikverzicht nicht nur auf das Lebensmittel selber, sondern bei Milch, Eiern und Fleisch auch auf die vorgelagerte Tierfütterung.

Redaktion: Wie sieht es denn bei Lebensmitteln tierischen Ursprungs aus?

Alexander Hissting: Immer mehr Lebensmittelhersteller und Landwirte achten in Deutschland auf eine gentechnikfreie Tierfütterung. Dennoch werden Millionen Tonnen gentechnisch verändertes Sojaschrot verfüttert, vor allem in der Schweinemast. Zudem hat die EU-Kommission bei Futtermitteln bereits 2011 die Nulltoleranz für nicht zugelassene gentechnisch veränderte Pflanzen aufgehoben. Genau so wie sie es jetzt für Lebensmittel plant.

Redaktion: Warum steht überhaupt zur Debatte, Verunreinigungs-Grenzwerte bei Lebensmitteln einzuführen? Wer hat etwas davon?

Alexander Hissting: Das Einführen oder Anheben von Grenzwerten spart Geld. Je weniger streng die Auflagen sind, desto weniger muss kontrolliert und analysiert werden und desto weniger kommt es vor, dass Chargen von Lebens- oder Futtermitteln verworfen werden müssen. Das ist ja auch erst mal nicht verkehrt. Wir müssen uns aber bewusst werden, welche Konsequenzen das hat; nämlich mehr Verunreinigungen mit nicht zugelassenen Pflanzen. Der Verbraucherschutz sollte klaren Vorrang haben.

Redaktion Noch ist Bundesagrarministerin Aigner gegen die Aufhebung der Nulltoleranz. Warum ist es so schwierig, sich hier gegen die EU durchzusetzen?

Alexander Hissting: Die EU-Kommission wird nicht vom Volk gewählt. Also ist sie auch weniger sensibel für die Meinung in der Bevölkerung als nationale Politiker, die mit mindestens einem Auge auf die nächste Wahl schauen müssen. Folglich hat die Meinung von Lobbyisten in Brüssel mehr Gewicht. Und die Agrarindustrie hofft, die hofft, durch eine Aufhebung der Nulltoleranz Geld sparen zu können und seit jeher zum Großteil gentechnikfreundlich ist, hat viele Lobbyisten in Brüssel.

Redaktion: Was sagt denn die Lebensmittelindustrie in Deutschland dazu?

Alexander Hissting: Vorfälle mit nicht zugelassenen gentechnisch veränderten Pflanzen können immensen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik sieht jedoch keinen Sinn in der Aufhebung der Nulltoleranz für nicht zugelassene GV-Pflanzen. Auch mit der geplanten Regelung hätten die drei wichtigsten Verunreinigungsvorfälle der letzten Jahre nicht verhindert werden können. Weder der Reis LL601 aus den USA, der Leinsamen Triffid aus Kanada oder der Reis Bt63 aus China waren zum Zeitpunkt der Vorfälle im Ursprungslang genehmigt noch lag der EU ein Antrag auf Zulassung vor.

Viel wichtiger wäre ein internationales Register aller gentechnisch veränderten Pflanzen, die im Freiland angebaut werden, egal ob kommerziell oder zu Versuchszwecken. Ferner muss geklärt werden, wie Haftungsfälle geregelt werden, bei denen der Verursacher nicht ausgemacht werden bzw. dieser nicht für den Schaden aufkommen kann. Denkbar wäre ein Fonds in den die Unternehmen einzahlen, die gentechnisch veränderte Pflanzen kommerzialisieren.

Es kann nicht sein, dass Lebensmittelhersteller in Deutschland auf Millionenschäden sitzen bleiben, obwohl sie alles in ihrer Macht stehende tun, um GV-Verunreinigungen zu verhindern, nur weil in USA bei einem kleinen universitären Freisetzungsversuch geschlampt wurde, wie beim Reis LL601 in 2007 geschehen.

Alexander Hissting, Leiter der Geschäftsstelle und Sprecher des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) e.V.engagiert sich seit 1993 gegen gentechnisch veränderte Pflanzen und war acht Jahre lang Gentechnik- und Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace.

Der Verband repräsentiert  Lebensmittelhersteller und -händler sowie die vor- und nachgelagerten Bereiche der Lebensmittelproduktion. Seit März 2010 setzt er sich für eine Lebensmittelerzeugung ohne Gentechnik ein, betreibt Verbraucheraufklärung und vergibt für entsprechend hergestellte Lebensmittel Lizenzen für das einheitliche Siegel Ohne GenTechnik.

Nach Greenpeace-Bericht: Adidas distanziert sich von Urwaldzerstörer JBS


Bei Greenpeace ist folgende sehr gute Nachricht zu finden:

Nach Greenpeace-Bericht: Adidas distanziert sich von Urwaldzerstörer JBS

07.06.2012,
veröffentlicht von
Sigrid Totz

Es ist Zeit, an JBS zu erinnern, den größten Fleischproduzenten der Welt und großen brasilianischen Lederexporteur. 2009 versprach er nach einer Greenpeace-Kampagne, keine Rinder von Amazonas-Regenwaldflächen mehr zu verarbeiten. Ein neuer Greenpeace-Bericht belegt, dass er weit davon entfernt ist, Wort zu halten.
Rinderzucht in Amazonien

Die Greenpeace-Kampagne brachte damals einen Stein ins Rollen, in Brasilien und international. Im Oktober 2009 unterschrieben die vier größten Fleisch- und Lederproduzenten - JBS /Friboi, Bertin, Minerva and Marfrig - eine Selbstverpflichtung. Rinder von frisch gerodeten Urwaldflächen sollten nicht mehr gekauft, die Produkte nicht mehr in den Handel gebracht werden.
JBS hat versagt

Der neue Report JBS Scorecard - Failed belegt, dass JBS in jeder Hinsicht versagt hat. Der Konzern tut nichts, um der Entwaldung den Boden zu entziehen. Eineinhalb Jahre lang hat Greenpeace recherchiert, hat die Theorie mit der Realität verglichen. Das Ergebnis ist vernichtend.
Urwaldzerstörung für die Rinderzucht

JBS bezieht nach wie vor Rinder von Farmern, die den Regenwald für neues Weideland roden; von Farmern, die zu diesem Zweck auch in Schutzgebiete eindringen. Zu den Leidtragenden gehört das kleine Volk der Xavante im Bundesstaat Mato Grosso. Die Xavante sind heute gezwungen, auf zwanzig Prozent ihres Landes zu leben. Der Rest ist meist von Farmern in Weiden umgewandelt worden, heute grasen Rinder darauf - illegal. Die Flüsse liegen oft trocken oder sind durch landwirtschaftliche Dünger verseucht. Fisch - eine wichtige Nahrungsquelle - ist daher kaum noch verfügbar.

Bis heute weigert der Konzern sich, die Grenzen seiner Farmen zu benennen. Ohne Kenntnis der genauen Lage aber sind Veränderungen durch weitere Rodungen nicht festzustellen. Die Verantwortlichen bleiben ungeschoren, ihre Verbrechen am Urwald und seinen Bewohnern ungeahndet.
Adidas, Clarks, Ikea: Kunden sagen nein
Rinderherde im Amazonas

Weltweit führende Leder- und Fleischkäufer haben bereits reagiert und ihre Verträge mit JBS suspendiert, darunter der Schuhhersteller Clarks oder etwa IKEA, das Leder für Sofabezüge verwendet. Und auch der Sportschuhhersteller Adidas gab am 6. Juni 2012 nach etlichen Kontakten mit Greenpeace bekannt, dass er für die Produktion ab Herbst 2013 kein Leder von JBS mehr beziehen wird.

"Es ist offensichtlich, dass weder Verbraucher noch Unternehmen weltweit mit der Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes in Verbindung gebracht werden wollen", sagt Oliver Salge, Waldexperte bei Greenpeace. Er fodert den Konzern auf, seinen Versprechen endlich Taten folgen zu lassen. "JBS muss sicherstellen, dass die Produktion von Rindfleisch und Lederwaren nicht mehr die Zerstörung des Amazonas vorantreibt. Erst wenn dies gelungen ist, können Kunden sicher sein, bei JBS nicht gleich Urwaldzerstörung mit einzukaufen."

Zur Vorgeschichte: Die Greenpeace-Kampagne

Ende Mai 2009 veröffentlichte Greenpeace die Studie Wie Rinder den Regenwald fressen. Sie enthüllte, wie führende Fleisch- und Lederwarenhersteller den Regenwald zerstörten, illegale Landnahme förderten, in Indianerland eindrangen und sklavereiähnliche Zustände auf ihren Farmen duldeten.
Greenpeace-Aktivisten protestieren gegen die Umwandlung von Regenwald in Farmland

Greenpeace protestierte gegen die empörenden Zustände, führende Supermärkte, Schuhhersteller sowie Lederwarenverarbeiter schlossen sich dem Protest an. Darunter auch Unternehmen wie Adidas, Timberland und Nike.

Wenig später erklärten die drei größten brasilianischen Supermarktketten, kein Rindfleisch aus illegal entwaldeten Gebieten des Bundesstaates Pará mehr zu beziehen. Kurz darauf entzog die Weltbank dem damals größten brasilianischen Rindfleischproduzenten, Bertin, einen 90-Millionen-Dollar-Kredit. Die Firma Marfrig, der viertgrößte Fleischkonzern der Welt, schloss ein Abkommen mit der Regierung des Bundesstaates Mato Grosso: Kein Handel mehr mit Farmern, die weiteren Urwald für die Rinderzucht roden.

Die Firma Nike zog als erster Großkunde die Konsequenzen. Im Juli 2009 gab sie bekannt, in Zukunft kein Leder aus Urwaldzerstörung mehr zu verarbeiten. Weitere Unternehmen folgten. Der massive Druck führte wenige Monate später zum sogenannten Rinderabkommen zwischen den brasilianischen Fleisch- und Lederproduzenten und Greenpeace.

JBS aber macht weiter wie zuvor. "Es ist nur folgerichtig für Adidas oder Clarks, die Geschäftsbeziehungen mit JBS auf Eis zu legen, solange für das Leder weiter die Ureinwohner leiden müssen und Regenwälder zerstört werden", sagt Salge.

Greenpeace: Total meldet: Gasleck in der Nordsee ist geschlossen

Greenpeace meldet:

Total meldet: Gasleck in der Nordsee ist geschlossen
Der Wettlauf der Konzerne um Öl und Gas geht jedoch weiter

22.05.2012,
veröffentlicht von
Christina Hofmeister

Mehr als 50 Tage nachdem die Gasplattform Elgin vor der schottischen Küste havarierte, gibt der Betreiber Total bekannt, dass das Gasleck nun geschlossen sei. Gelernt hat die Ölbranche aus den Fehlern der Vergangenheit aber offenbar nicht.

Die Chronologie der Ereignisse im Überblick:

25. März 2012: Die Gasplattform Elgin Wellhead in der Nordsee wird evakuiert. 25 Meter über dem Meeresspiegel treten große Mengen Gas aus. Durch eine Flamme, die sonst dazu dient überschüssiges Gas abzufackeln, besteht akute Explosionsgefahr. Da das Risiko für einen Einsatz zu hoch ist, hofft Total darauf, dass die Flamme von allein ausgeht. Die britischen Behörden errichten eine Sperrzone um die Plattform. Total erklärt, dass es bereits seit über einem Monat Probleme auf der Elgin gab. Man habe bis zur Evakuierung am vergangenen Sonntag jedoch versucht, die Schwierigkeiten unter Kontrolle zu bringen.

29. März: Greenpeace startet einen Erkundungsflug, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Mit einer speziellen Kamera nehmen sie die Gaswolke um die Plattform auf.

31.März: Eine Woche nach dem Unglück erlischt die Flamme von selbst, doch weiterhin strömen große Mengen Gas aus. Total gibt an, dass täglich rund 200.000 Kubikmeter Methan und Gaskondensate austreten.

1. April: Greenpeace entsendet ein Forschungsschiff in die Nordsee, um Luft- und Wasserproben zu nehmen und das Ausmaß des Unglücks zu bemessen. Dabei wird eine großflächige Ölverschmutzung des Oberflächenwassers festgestellt. Mit einer Mittelwellen-Infrarotkamera suchen die Umweltschützer nach der Austrittsstelle des Gases. Zusätzlich nimmt ein Chemie-Experte mittels großer Luftsäcke Proben aus der Atmosphäre.

Total sucht indess nach Möglichkeiten, das Gasleck zu schließen. Infrage kommt eine Entlastungsbohrung, die allerdings rund sechs Monate dauern könnte oder das Verschließen des Bohrlochs mit Schlamm. Die praktische Umsetzung zieht sich jedoch in die Länge.

25. April: Die Proben, die Greenpeace entnommen hat, ergeben, dass durch das austretende Gas zumindest keine Gefahr für Meereslebewesen und Küste besteht. Der Unfall auf der Elgin hat sich also glücklicherweise nicht zu einer Umweltkatastrophe entwickelt. Laut einem OSPAR-Report kommt es jährlich jedoch zu mehreren hunderten Unfällen auf Öl und Gasplattformen in der Nordsee. Trotz Sicherheitsvorkehrungen kann dies nicht verhindert werden.

Außerdem ist das immer noch austretende Gas auf der Elgin weiterhin besorgniserregend. Es handelt sich vor allem um Methan, ein Treibhausgas, das 20-mal klimaschädlicher ist als CO2.

Glücklicherweise scheint der Gasstrom langsam abzunehmen, so, dass nicht - wie befürchtet - jeden Tag seit der Havarie der Plattform 200.000 Kubikmeter Gas austreten.

16. Mai: Letzte Woche gibt der Betreiber Total schließlich bekannt, es sei gelungen das Leck zu schließen. Das mit Schlamm verstopfte Loch muss jedoch beobachtet werden, um sicherzustellen, dass es sich nicht wieder öffnet.
Und in Zukunft?

Mit dem Schließen des Lecks, scheint die Gefahr mehr als 50 Tage nach der Havarie fürs Erste gebannt zu sein. Doch wie es aussieht, hat die Ölbranche aus dem diesmal glimpflich abgelaufenen Unglück in der Nordsee nichts gelernt. Totals Konkurrent Shell etwa hält weiterhin an seinen Plänen fest, in der Arktis nach Öl zu bohren. Ein Leck wäre dort wegen der Extrembedingungen der Region anders als in der Nordsee nicht in den Griff zu bekommen. Die Auswirkungen für das sensible und weltweit einmalige Ökosystem der Arktis wären katastrophal. Der Lebensraum von nur dort vorkommenden Tieren wie Eisbären oder Polarfüchsen wäre damit unwiederbringlich zerstört.

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